Handballworld erklärt die Regeländerungen!
Handballworld erklärt die Regeländerungen!
VereinAb dem 1. Juli 2016 sind Regeländerungen des IHF in Kraft getreten. Handballworld erklärt die Änderungen.
1. Die blaue Karte
Große Aufmerksamkeit im Vorfeld bekam die neu geschaffene „Blaue Karte", die wie alle
anderen Regeländerungen 2015 bei den Junioren- und Jugendweltmeisterschaften in
Brasilien und Russland getestet wurde. Hintergrund der neuen Farbe: Begeht ein Spieler
eine Unsportlichkeit, die eine Disqualifikation mit Bericht und damit eine automatische
Sperre nach sich zieht, zeigen die Unparteiischen nach der Roten Karte noch die Blaue
Karte. So soll Teams und Zuschauern angezeigt werden, dass ein Bericht geschrieben
wird. IHF-Regelexperte Manfred Prause erklärt: „Eigentlich ist die Blaue Karte keine
Regeländerung, sondern ein zusätzlicher Service - damit alle Leute in der Halle wissen:
Ah, da steckt mehr hinter!"
in den letzten dreißig Sekunden eine grobe Regelwidrigkeit oder unterbindet regelwidrig
eine Wurfausführung (Anwurf, Abwurf, Freiwurf, Einwurf), erhält er nun eine Rote Karte
ohne Bericht - und die andere Mannschaft automatisch einen Siebenmeter. Damit soll ein
bewusst unsportliches Verhalten verhindert und die genommene Chance wiederhergestellt
werden. „Diese Regel ist eine sehr, sehr gerechte Lösung, weil sie auf das unmittelbare
Spielergebnis Einfluss hat", zeigt sich DHB-Schiedsrichterlehrwart Jürgen Rieber zufrieden
mit der Neuerung.
Sechs-Pass-Regel. Nach Anzeigen des Warnzeichens muss die Mannschaft den Angriff
nach sechs Pässen abschließen, sonst wird auf Zeitspiel entschieden. Ausnahme: Bei
einem Freiwurf oder Einwurf nach dem sechsten Pass ist der angreifenden Mannschaft
noch ein weiterer Pass erlaubt. Für das Zählen der Pässe sind die Unparteiischen
verantwortlich; es ist eine Tatsachenentscheidung und somit kein Grund für einen Protest.
Um ein sauberes Zählen zu ermöglichen, hat sich der DHB folgende Regelung überlegt.
„Wir werden lehren, dass ein Spieler den Ball definiert in der Hand haben sollte, wenn der
Schiedsrichter den Arm hebt", erläutert Rieber. Wichtig: Die bisherigen Bestimmungen
zum passiven Spiel bleiben bestehen! So können die Schiedsrichter natürlich auch
weiterhin früher auf passives Spiel entscheiden, wenn die angreifende Mannschaft ohne
Druck agiert und bei angezeigtem Vorwarnzeichen beispielsweise einen Pass zur
Mittellinie zurückspielt oder auf der Stelle prellt.
Unparteiischen einen Mannschaftsoffiziellen zur Behandlung aufs Feld winken, muss der
Spieler die Spielfläche verlassen und drei Angriffe pausieren. Das Team darf mit einem
anderen Akteur wieder auffüllen. Die Kontrolle der drei Angriffe obliegt dem technischen
Delegierten bzw. dem Kampfgericht. Von der Drei-Angriff-Pause, die durch eine weiße
Karte am Kampfgericht deutlich gemacht wird, gibt es zwei Ausnahmen: Wenn der
Gegenspieler der Zweikampfsituation eine progressive Bestrafung erhält, entfällt diese
Regelung für den behandelten Spieler. Gleiches gilt, wenn der Torwart am Kopf getroffen
wird und Behandlung braucht.
Wie auch das Zählen beim passiven Spiel ist das Zählen der Angriffe eine
Tatsachenentscheidung. Schickt der Delegierte bzw. das Kampfgericht einen Spieler
schon nach dem zweiten Angriff rein, ist das kein Einspruchsgrund für die gegnerische
Mannschaft. Geht der Spieler hingegen von sich aus zu früh rein, ist die Situation wie ein
Wechselfehler zu behandeln - und mit einer Zeitstrafe zu ahnden.
Apropos Zeitstrafe: Verletzt sich ein Spieler bei einer Abwehraktion, für die er nach der
Behandlung mit einer Zeitstrafe bestraft wird, darf er das Spielfeld nach Ablauf der zwei
Minuten wieder betreten - unabhängig von der Anzahl an Angriffen, die seine Mannschaft
während der Zeitstrafe spielen konnte. Nach Ablauf einer Halbzeit (reguläre Spielzeit /
oder Verlängerungen) kann der Spieler im nächsten Spielabschnitt ebenfalls unabhängig
von der Anzahl der gezählten Passe wieder eingewechselt werden. Verletzt sich ein
Spieler im eigenen Angriff und verlässt nach einer Behandlung die Spielfläche, zählt der
laufende Angriff bereits als der erste Angriff - der Spieler muss also nur noch zwei weitere
pausieren.
Hinweis: Diese Regel ist die einzige, die nicht im Jugend- und Amateurbereich gültig ist!
Sie gilt nur in der 1. und 2. Bundesliga, der 3. Liga und den Jugend-Bundesligen sowie im
DHB-Pokal beginnend mit der 1. Hauptrunde, der Deutschen Amateur-Pokalmeisterschaft
und den Deutschen Meisterschaften in der Jugend.
Torwart für den siebten Feldspieler herausgenommen, muss dieser nicht mehr zwingend
mit einem Leibchen gekennzeichnet sein. Ist er das nicht, darf jedoch kein Feldspieler den
Torraum betreten; der Torwart muss erst wieder eingewechselt werden. Betritt trotzdem ein
Feldspieler den Torraum und wehrt den Ball ab, ist auf Siebenmeter und progressive
Bestrafung zu entscheiden, da es sich um eine Unsportlichkeit handelt.
Da der Einsatz eines zusätzlichen Feldspielers in Zukunft ohne Leibchen möglich ist,
lassen sich die logistischen Probleme (ein Leibchen fehlt, ist an der Bank nicht sofort
greifbar, das schnelle Umziehen wird durch verschwitzte Trikots erschwert usw.)
verhindern. Die alte Lösung - der Einsatz eines Feldspielers als „Ersatztorwart" mit
Leibchen - ist jedoch weiterhin anwendbar. Eine Mannschaft kann während des Spieles
beide Varianten anwenden - also mal einen Spieler mit Leibchen ins Spiel bringen und mal
auf das Leibchen verzichten.